Bericht des Klaus Blank aus Honigfelde

Auszüge aus dem

Bericht des Klaus Blank aus Honigfelde

(Der vollständige Bericht befindet sich im Stuhmer Heimatmuseum in Bremervörde.)

"So verliessen wir am 22. Januar 1945 mit Pferd und Wagen unseren Heimatort Honigfelde, Kreis Stuhm. An Mensch und Pferd wurden höchste Anforderungen gestellt. Bald stellten sich die ersten Pannen ein. Es war auch kein Wunder. Die meisten Wagen waren dermaßen überladen, dass man schon in den ersten Ortschaften abgeworfene Güter sehen konnte. Ebenso erging es uns. Bis zum Abend des ersten Fluchttages erreichten wir die Ortschaften Trachheimerweide in der Weichselniederung.

Am nächsten Morgen machten wir uns schon rechtzeitig auf, um noch am selben Tage bei Dirschau über die Weichsel zu kommen. Am späten Abend wurde die Brücke überquert. An Quartiermachen dachte keiner mehr. Man hatte bereits gelernt, wie leicht man dadurch in Rückstand kommen konnte.

Die Autobahn  war so glatt gefahren, dass sich Pferdestürze häuften. Die vorbeirasenden Militärwagen liessen ihre Hupen erschallen und machten die Pferde scheu. Die Folge waren Zusammenstöße, wobei es sehr oft Bruch gab. Fußgänger mit Handwagen und Schlitten hasteten mit dem Strome westwärts. Hinter uns knallte es ganz erbärmlich. Stalinorgeln trieben ein vernichtendes Werk. Gegen solch einen Ansturm waren die westpreussischen Burgen nicht gewachsen."

Der Verfasser berichtet weiter über die Fahrt durch die Kaschubei nach Pommern.

"Fluchtartig verliessen wir Varzin; denn Panzerspitzen standen schon einige Kilometer vor dem Ort. Unterwegs bekamen wir es noch mit russischen Fliegern zu tun. Die Fahrt sollte nun in Richtung Stolp gehen. Von dort leitete man uns weiter nach Stolpmünde. Wohin man nun eigentlich wollte, wußte keiner mehr. Man wurde teils noch gelenkt, geschubst oder gestoßen. Trecks kamen aus allen Richtungen. Die einen fuhren nach Westen, die anderen nach Osten, dazwischen wanderten Fußgänger. Frauen zogen mit einer Hand eine Gepäckkarre und zerrten mit der anderen kleine Kinder mit. Diejenigen, die nicht mehr weiterkamen, blieben liegen, wenn sich nicht andere ihrer erbarmten. Manchmal zogen Kinder ihre kranke Mutter auf einem Schlitten.

Lange brauchten wir auf den Russen nicht zu warten. Am Abend des 8. März verfärbte sich der Himmel über Stolp glutrot Als am nächsten Morgen Graubraune aus dem Wald hervortraten, wußten wir es. Mit vorgehaltenen Pistolen kamen sie, quer über das Feld, auf uns zu. Die erste Frage der Russen war: "Hier deutsche Soldat?" Danach verlangten sie Uhren und Ringe.

Aus anfänglich einzelnen Plünderern entwickelten sich organisierte Räuberbanden. Einwohner und Flüchtlinge wurden aus Wagen und Häusern zusammengetrieben, dann begann ein systematisches Räubern.

Unter der grössten Not litten jedoch Frauen und Mädchen. Selbst Greisinnen und Zwölfjährige waren der Verfolgung ausgesetzt."

Es folgt die Beschreibung der zunächst russischen , dann polnischen Besatzungszeit.

"Im August 1947 wurde er ausgewiesen und gelangte über Dresden  in die Nähe von Uelzen."