Erlebnisreise vom 4.-13. September 2011 nach West- und Ostpreußen

von Ehepaar Oertel, frh.Stuhm

Seit vielen Jahren gibt der Heimatkreis Stuhm Leben und Anschauung in seine Arbeit in Form von Busreisen nach Stuhm und in die Region. Liebevoll ausgearbeitet hat Herr Alfons Targan schon zahlreiche Touren dieser Art durchgeführt und dabei die Beziehung zu den jetzigen Funktionsträgern vor Ort gepflegt.

In dankenswerter Weise hat es nach dem Stabwechsel in der Heimatkreisführung Herr Manfred Neumann nun auf sich genommen, zusammen mit Herrn Bernhard Kolb eine Reise anzubieten, die auch bisher unbekannte Ziele einschloss. Sie wurde für die rund 35 Teilnehmer zum großartigen Erfolg.

  • Am Sonntag, dem 4. September 2011, traf sich am Busbahnhof von Hannover ein buntes Grüppchen; aus ganz Deutschland waren sie mit Auto und Bahn angereist, aus München, Stuttgart, Lübeck, Hamburg, Düsseldorf, vom Ammersee und näheren Gefilden. Den weitesten Anfahrtsweg hatte zweifellos Frau Marianne Agami, geb. Krämer, die aus Paris anreiste. Allen gemeinsam war die Freude auf die bevorstehende Reise. Herr Neumann hatte vorausschauend die Busplätze mit Namensschildern versehen, sodaß nach kurzer Zeit jeder die Namen der Mitreisenden wenigstens in seiner Umgebung kannte. Der Busfahrer "Rischaar" hatte sich mit genügend Kaffee und Bockwürsten eingedeckt, um uns auch an gaststättenarmen Orten mit einem 3-Gang-Menue (nämlich Wurst, Senf und Brot) zu verwöhnen, und so starteten wir frohgemut mit dem von der "Reiseleitung" bestellten Sonnenschein in Richtung Frankfurt/Oder, wo wir die beiden Ältesten der Gruppe an Bord nahmen.

    Am frühen Abend erreichten wir das Novotel in Posen. Nach einem reichhaltigen Abendessen erkundeten wir in kleinen Gruppen die Stadt. Einige liefen zum historischen Marktplatz, andere suchten (und fanden!) das von Kaiser Wilhelm im Historienstil gebaute Stadtschloß, das jetzt ein Kulturzentrum geworden ist.

  • Am Montag, 5. September 2011, ging es dann nach dem Frühstück mit "Bitumenkaffee" (Zitat von Richard) weiter in Richtung Thorn, Geburtsstadt von Kopernikus und Unesco-Welterbe. Nach einer Stadtführung, charmant aber historisch leicht indoktriniert, ging es weiter nach Gnesen, wo wir den dortigen Dom besichtigten, durch Hohensalza und Schwetz bis wir endlich in der Weichselniederung die im Licht der Abendsonne glänzende Marienburg erreichten. Das dortige Burghotel "Zamek" sollte dann für die folgenden 8 Tage unser Standquartier sein.
  • Der Dienstag, 6. September 2011, führte uns zu unserem vorrangigen Ziele, dem Kreis Stuhm. Wir besuchten u.a. Weißenberg, das Dreiländereck, Rehhof, Kalwe, Christburg und erfreuten uns an der lieblichen Landschaft.
  • Der Mittwoch, 7. September 2011, sah uns im Raum Danzig. Die Stadt zunächst durchquerend erreichten wir bei leichtem Regen den Hafenort Gdingen und danach den Badeort Zoppot, wo wir die überaus lange Seebrücke entlang schlenderten. Danach besichtigten wir Kirche und Parkanlagen von Oliva und lauschten dort einem Orgelkonzert. Der Nachmittag gehörte ganz der Altstadt von Danzig, mit Restaurantbesuch, Stadtbesichtigung zum Teil unter Führung durch eine wenig geeignete Dame, zum anderen Teil davon abgesetzt auf individuellem Wege.
  • Am Donnerstag, 8. September 2011, war eine Reise an und über das Frische Haff eingeplant. Der Reisebus führte uns nach frühem Aufstehen über Stutthof zum Hafen von Kahlberg. Ein Ausflugsdampfer im Linienverkehr brachte uns übers Haff nach Frauenburg, während der Bus in Leerfahrt dorthin verholte. Unter sachkundiger Führung besichtigten wir das Städtchen und die dortige Kirchenanlage, in der Kopernikus längere Zeit verbracht hatte. Unser Reisebus führte uns danach über die reizvolle Küstenstraße entlang des Haffs nach Cadinen, wo wir ein Gestüt vorfanden, das von einem Investor wachgeküsst werden sollte, aber leider in den Ansätzen steckengeblieben war ! Es hielt uns dort nicht lange fest, vielmehr fuhren wir alsbald weiter in die Stadt Elbing mit einer sachkundigen Führung durch die im Wiederaufbau befindliche Altstadt. Nach dieser Fülle von Eindrücken brachte uns der Bus dann wieder ins Standquartier Marienburg.
  • Der Freitag, 9. September 2011, bescherte uns den weltweit einzigartigen Oberländischen Kanal. Nach dem Frühstück, das an diesem Tag den Wortteil "früh" mit besonderem Recht enthielt, erreichten wir den Stadthafen von Elbing so rechtzeitig, daß das Linienschiff ohne Hast bestiegen werden konnte. Der Kanal mit seinen fünf schiefen Ebenen, über die das Schiff auf einem Rollwagen aufwärts gezogen wurde, war für uns alle ein besonderes Erlebnis deutscher, einzigartiger Ingenieurleistung. In Buchwalde erwartete uns der Bus, der uns nach Saalfeld brachte, wo ein Reiseteilnehmer nach 66 Jahren erstmalig wieder den elterlichen Bauernhof betrat. Ergreifend die Szene des Wiedersehens. Er wurde sehr freundlich von den heutigen Besitzern begrüßt und ins Haus eingeladen. Dann ging es weiter nach Stuhm, wo jeder seine eigenen Erinnerungen aufleben lassen konnte. Mit einem "Grillabend" mit den Honorationen der Heimatgemeinde Stuhm klang der ereignisreiche Tag in der Försterei Wydry (früher Ostrow-Lewark) stilvoll aus.
  • Am Sonnabend, 10. September 2011, endlich (!) stand die Besichtigung der Marienburg an. Auch diejenigen, die die beeindruckende Ordensburg schon von früheren Reisen kannten, waren von den Aufbauleistungen begeistert. Einige erkundeten fast den ganzen Tag die Anlage, während eine Teilgruppe zunächst nach Brodsende fuhr. Hier entdeckte ein Teilnehmer das Haus seines Onkels, wo er viele schöne Ferientage verbracht hatte. Dann ging es weiter nach Baumgarth, um an der feierlichen Enthüllung eines Gedenksteins für die früher dort Beheimateten teilzunehmen.
  • Der Sonntag, 11.September 2011, stand zur freien Verfügung. Eine Gruppe machte sich mit der Bahn auf, um Allenstein zu erkunden. Eine glückliche Fügung - entweder Kopernikustag oder Tag des offenen Denkmals - machte es möglich, die dortige Ordensburg bis in den letzten Winkel des Dachgeschosses zu erkunden. Andere trafen sich mit "Bekannten", die jetzt in den Gemeinden wohnen. Für mehrere von uns klang der letzte Tag in Marienburg an der Nogat in einem Biergarten aus.
  • Montag, 12.September 2011, verließen wir Marienburg wieder, um durch das Kaschubenland, durch Preußisch Stargard, Bütow und Schlawe, über eine reizvolle Straße auf der Nehrung zwischen Ostsee und dem Jammundsee nach Kolberg zu fahren. Dort erwartete uns wieder eine Stadtführerin. Schade nur, dass die offiziellen Führer ihr Programm abspulen, ohne auf die speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe einzugehen. So erfuhren wir vieles von der Stadt nach dem Wiederaufbau. Es ist erstaunlich, daß selbst die Eiszeitgletscher, die unsere liebliche Heimat geformt haben, schon polnisch waren !! Nach dem Abendessen blieb noch Zeit, den wunderbar weißen Sandstrand des Seebades zu erkunden.
  • Schließlich nahte der letzte Tag der Reise, der Dienstag, 13. September 2011. Schon um 7.30 Uhr fuhr der Bus ab, was sich später als Glück erweisen sollte, denn die polnische Polizei ließ es sich nicht nehmen, den vollbesetzten Reisebus von der Autobahn zu winken und eine einstündige Kontrolle durchzuführen; ob das den Tourismus belebt ? Trotz dieser Verzögerung fuhren wir anschließend noch in die Peripherie von Stettin, denn drei Reiseteilnehmer bevorzugten es, nicht von Hannover aus nach Hause zurückzukehren und bestiegen dort ein Taxi, das sie zum Stettiner Bahnhof brachte. Erwartungsgemäß gab es auf der deutschen Autobahn dann einen Stau, aber Richard schaffte es, uns alle zu einer vernünftigen Zeit wieder in Hannover am Zentralen Omnibusbahnhof abzusetzen, wo dann die große "Verabschiedung" stattfand.

Den beiden Organisatoren, Herrn Neumann und Herrn Kolb, ist auch an dieser Stelle großer Dank auszusprechen für deren uneigennützigen Einsatz im Vorfeld, bei der Organisation einer hervorragenden Transportleistung und angenehmer Unterkünfte zu einem fairen Gesamtreisepreis sowie für die umsichtige Durchführung bei steter Präsenz, wobei sie ein hohes Maß an Großmut und Duldsamkeit zeigten und dabei ihre eigenen Interessen oft hintan stellten. Das berechtigt zu der Hoffnung, daß der Heimatkreis weitere Erlebnisreisen ins Auge fassen wird.

Prof. Burkhart und Heidi Oertel