09. - 18. Juni 2006: Von Niederbayern nach Stuhm
Unser NADOLNY-Bus startete in Fürstenzell, nahm in Passau weitere Mitreisende auf und durchquerte Deutschland über Berlin bis zur Grenze. In Stettin wurde übernachtet. Nach einer aufschlussreichen Stadtrundfahrt ging es am nächsten Tag weiter durch Pommern und die Kaschubische Schweiz. Die Weichsel wurde bei Dirschau überquert und dann gelangte man in Marienburg zum Standquartier Hotel Zamek. Schon diese beiden Etappen boten den Bayern ganz neue Erkenntnisse über die Heimat der fünf Ost- und Westpreußen, die bei dieser Tour das Land ihrer Herkunft nochmals sehen wollten. Gleich am dritten Tag gab es den Ausflug nach Masuren mit Aufenthalt in dem zu neuer Blüte erstrahlenden Urlaubsort Nikolaiken am Spirdingsee und dann die Fahrt durch die Johannisburger Heide nach Krutinnen, wo natürlich die Stak-Boote zur fröhlichen Fahrt auf dem romantischen Flüsschen Krutinna bestiegen wurden.
Stakfahrt auf der Krutinna |
Ein weiterer Höhepunkt war Zoppot. Hier erblickten viele Reiseteilnehmer erstmals die Ostsee. Auch der Abstecher zum Orgelkonzert nach Oliva wurde zum Erlebnis. Von dort ging es in die alte Hansestadt Danzig, wo die in alter Pracht wieder aufgebaute Altstadt die Teilnehmer begeisterte. Wie zu einer Perlenkette, nein, natürlich zu einer wunderschönen Bernsteinkette reihten sich die weiteren Besuche alter west- und ostpreußischer Städte und bezaubernder Landschaften aneinander. Wer von den bayrischen Mitfahrern hatte schon je von dem in der Welt einmaligen technischen Wunderwerk, dem Oberländischen Kanal, gehört? Von Elbing ging die Fahrt im Motorboot über die geneigte Ebenen nach Buchwalde, wo schon der Chef des Reiseunternehmens Nadolny mit seinem Bus die Gruppe erwartete, um sie zurückzubringen. Dann die Besichtigung der Marienburg, der größten Backsteinburg der Welt, heute ein Weltkulturerbe. Längst hatten die Teilnehmer das gute Gefühl, von einem Superlativ zum nächsten zu fahren.
Das galt auch für den sechsten Tag mit Besuchen in Cadinen und Frauenburg, der einstigen Wirkungsstätte von Nikolaus Kopernikus. Mit dem Schiff überquerte man das Frische Haff nach Kahlberg. Wie gering die Kenntnisse der im Süden Aufgewachsenen über West- und Ostpreußen sind, war immer wieder zu spüren. Wurde doch dieses geschichtsträchtige Land nach dem Krieg im Schulunterricht weitgehend ausgespart. Unsere Heimat blieb für viele Geschichts- und Geographielehrer ein weißer Fleck auf der Landkarte. So wussten nur wenige die Begriffe Haff und Nehrung zu deuten.
Am nächsten Tag ging es zunächst nach Marienwerder, wo vor allem der erstaunlich große Dansker Bewunderung erweckte, auch, wenn er despektierlich als größtes Plumsklo der Welt erklärt wurde. Über Weißenberg ging es dann nach Stuhm, wo die deutsche Minder heit im altenOrdensschloß zu einer Kaffeetafel geladen hatte. Dass der Aufenthalt in Stuhm nach ausgedehnten Spaziergängen seinen fröhlichen Abschluß beim deftigen Grillabend in der Försterei Wydry, einst Ostrow Lewark, fand, ist bei den Reisen nach Marienburg und Stuhm schon schöne Tradition.
Ev. Kirche, Stuhmer Marktplatz |
Der Abschied vom „Land der Ordensritter“ fiel nicht nur den ehemaligen Bewohnern schwer. Auch jene, die hier ein gar nicht so fernes, aber total unbekanntes Land besuchten, verließen unsere alte Heimat nur mit Bedauern.
Über Küstrin und Berlin ging es zurück. Unterwegs verkürzte Reiseleiter, Martin Teschendorff, mit allerlei Beiträgen in ostpreußischer Mundart die Zeit. Er wurde sogar aufgefordert, in Fürstenzell einen Plauder- und Leseabend anzubieten. Das wird im Winterprogramm des Fürstenzeller Volksbildungswerks auch realisiert.